- Dunkelheit -
Prinz Zeraton, vom dunklen Geschlecht, trug die Gier nach Gold aus dem finst'ren Morai Reich. Doch Drakias Schatten waren tiefer als ihm gerecht, so dass erleiden musste er einen blut'gen Streich. Mit dem Gold fand der Prinz Dunkelheit, diese war mehr als ihm recht, so dass Zeraton heimkehrte, totenbleich.
(Drakischer Kinderreim)
Xalri Araxa Ben Ators Handlestagebuch – Tag 124 Entgegen der Ansicht einiger meiner Schwestern, hat Anaranth unsere Handelsreise nach Drakia bisher mit Erfolg beschert. Der lange Weg scheint sich endlich auszuzahlen, unter meiner Führung ist es gelungen den Kontakt zu einer Handelspatronin in Drakia herzustellen. Diese Baronin Malowitch ist zwar nur ein Mensch, doch scheint sie mir ein merkwürdiges, untypisches Exemplar ihrer Gattung zu sein. Aber obwohl die Leute hier abweisend und entweder ängstlich oder feindlich sind, zählt sie genauso gerne das Gold wie ich. Immerhin empfängt sie uns in der Nacht, so dass wir unsere Augen nicht mit der verfluchten Sonne belasten müssen. Als mein Verwalter wurde mir mein nichtsnutziger Bruder Zeraton zur Seite gestellt. Wenigstens ist er ein brauchbarer Kämpfer, dennoch, ich überlasse unsere Begleitgarde lieber einem geschickterem Schwertarm. Xerxa, eine Morai aus dem Gefolge meines Hauses, führt die Krieger an. Sie ist eine gute Wahl. So strapaziös diese Reise auch ist, sie hat ihre Annehmlichkeiten. Die Variation und Verfügbarkeit an wohlschmeckenden Speisen ist unglaublich. Diese Fehlgläubigen haben ihr fruchtbares Land nicht verdient. Ich bete zu Anaranth, dass der Tag kommen möge, wo Xirr Nagesh über den gesamten Kontinent herrschen wird!
Tag 128 Die Verhandlungen laufen zähflüssig. Malowitch ist eine zähe Verhandlungspartnerin. Und paranoid dazu. Wenn ich sie aufsuche, lässt sie von einem alten zittrigen Diener Speisen und Getränke holen. Sie selbst isst und trinkt aber nie etwas. Ich sprach sie offen darauf an und sagte ihr, dass sie nicht deutlicher zeigen könne, dass die Nahrung vergiftet sei. Darauf entschuldigte sie sich und ass tatsächlich etwas. Ich nahm natürlich dennoch nichts davon. Mein Bruder redete um die Situation zu entspannen, doch letztlich wurde mehr über Belangloses gesprochen als über die Geschäfte. Unerhört ungeschickt. Vielleicht bestrafe ich ihn später dafür.
Tag 130 Vielleicht war Zeratons Geschwätzigkeit doch nicht so schädlich wie erwartet. Endlich liegen erste Ergebnisse vor. Diese werden tatsächlich leichter erzielt, wenn mein Bruder Zeit mit der Baronin verbringt. Sie sitzen die ganze Nacht da und schwatzen über unnütze Dinge. Vielleicht lässt sich diese Närrin früher oder später sogar von ihm besteigen. Nur um sicher zu gehen, habe ich Zeraton dies ausdrücklich verboten.
Tag 136 Die Verhandlungen fangen an endlich die erhofften Früchte zu tragen. Zeraton verbringt viel Zeit mit der Baronin. Er hat scheinbar schnell dieses merkwürdige Figurenspiel gelernt, welches Malowitch angeblich so meisterhaft beherrscht. Nun ja, da mein Bruder die Baronin bei Laune hält, ist er für diese Handelsreise doch noch von Nutzen.
Tag 148 Mehr als drei Wochen sind seit unserer Anreise vergangen. Drakia ist ein wildes und gefährliches Land, doch gegenüber den Gefahren unserer Heimat ist das vernachlässigbar. Dennoch ist Xerxa wachsamer als sonst. Das ist gut so. Mein Vorrat an Münzen hat sich inzwischen vervierfacht und nahezu alle Waren sind verkauft. Zeraton ist laut eigenen Angaben glücklich helfen zu können, doch insgeheim glaube ich, dass er eine engere Beziehung zur Baronin aufgebaut hat, als mir lieb sein kann. Das könnte sowohl von Vorteil als auch von Nachteil sein. Zumal er neuerdings etwas zu lässig daher kommt. Vielleicht sollte ich wieder für etwas mehr Respekt sorgen. Wenn ich mich doch nur entscheiden könnte, welche meiner Peitschen ich dafür nehmen soll.
Tag 150 Während Zeraton bei Malowich war, ist eine meiner Wachen getötet worden. Niemand hat den Mord beobachten können. Sehr bedauerlich. Von den Wunden zu urteilen, haben Klauen sie gerissen und offenbar wurde die Wache überrascht. Besonders letzteres beunruhigt mich, denn ich habe die Wachmannschaft, quasi handverlesen, ausgesucht. Xerxa hat die Wachen verdoppeln lassen und sich persönlich bei mir für den Vorfall entschuldigt. Recht so, diese Versagerin hätte die Schwächung unserer Kampfkraft verhindern müssen. Der Majordomus der Baronin teilte mir mit, dass man den Täter bestimmt früher oder später finden würde. Ich muss dies zähneknirschend schlucken. Die Verträge wurden unterzeichnet und versiegelt. Was ist dagegen schon das Leben einer männlichen Wache?
Tag 156 Es ist erneut eine Wache getötet worden. Xerxa ist außer sich, doch ich bleibe ruhig. Die Rückreise steht unmittelbar bevor. Zeraton scheint dies zu betrüben. Er bat mich sogar ihn als offiziellen Handelsvertreter da zu lassen. Ich habe natürlich abgelehnt. Ich bin mittlerweile ohnehin der Meinung, dass der Umgang mit dieser Menschenfrau nicht gut für ihn ist. Er verbringt mir zu viel Zeit mit ihr. Noch will ich Malowich nicht brüskieren, doch dieser sinnlose Zeitvertreib hat ein Ende.
Tag 157 Endlich hat die Rückreise begonnen. Ich kann es kaum erwarten meine Erfolge in Thakis zu präsentieren. Ich freue mich insbesondere auf die neidischen Gesichter meiner närrischen Schwestern, die mir diese Reise nicht gegönnt haben. Ruhm, Reichtum, Ehre und letztlich Macht werden mir zuteil werden.
Tag 160 Wir sind nun schon seit mehreren Tagen unterwegs und wieder ist eine Wache tot. Die Wunden sind wieder die selben. Ich fange an Drakia regelrecht zu verachten. Zu viele Bestien hier. Ich habe Xerxa heute vor versammelter Mannschaft gedemütigt. Das wird sie lehren ihre Inkompetenz endlich abzustreifen und anständig die Wache zu führen. Zeraton hält sich gedankenfern im Hintergrund. Er tut so, als würde ihn das alles nichts angehen. Nach dem Schauspiel den Xerxas Bestrafung bot, müsste er eigentlich Angst haben, dass er davon eine Scheibe abbekommt. Doch daran scheint er nicht zu denken.
Tag 165 Wieder Verluste unter meinem Gefolge! Zwei Krieger weniger! Diesmal habe ich niemanden den ich zu recht bestrafen könnte. Xerxa ist unter den Opfern. In den nächsten Stunden verlassen wir Darkias Grenzgebiet. Mir kann es nicht schnell genug gehen.
Tag 166 Das was mein Gefolge tötet, folgt uns offenbar. Es gab wieder ein Opfer. Die Männer sind unruhig und angsterfüllt. Ich muss zugeben, dass diese Gefühle auch an meiner Seele nagen. Doch ich bin eine Priesterin der glorreichen Anaranth und eine Händlerin der Ben Ator. Ich werde nicht versagen!
Tag 167 Ich bin Zeratons gespielte Gleichgültigkeit überdrüssig geworden. Doch als ich die Hand gegen ihn erhob, warf er mir einen Blick zu, den ich von ihm nicht gewohnt war. Ich fror plötzlich am ganzen Körper. Ich tat ihm nichts und ließ ihn in Ruhe. Ich kann nicht genau beschreiben was mich dazu bewogen hat, aber dieser Blick war … es fällt mir schwer es zu beschreiben ... eine Gemeinheit. Kein Morai sollte einen anderen so ansehen. Das ist einfach nicht richtig.
Tag 170 Obwohl wir Drakia schon lange verlassen haben folgt uns diese mordende Gefahr, von der ich nicht weiß was sie ist. Wieder gab es Verluste. Was es auch sein mag, es dezimiert uns. Einer der Männer will ein Ungeheuer im Nebel gesehen haben. Doch Ungeheuer sehen sie fast schon überall und ständig. Er weigerte sich die Wache wieder aufzunehmen. Selbst unter Androhung, dass ich ihm die Haut vom Fleisch peitsche, war er nicht bereit dazu. Ich habe ihn nicht getötet oder bestraft. Im Augenblick brauche ich jeden Mann, so kampffähig wie nur möglich. In Thakis werde ich die Konsequenzen auskosten. Im weiß ich nicht wo Zeraton sich herumtreibt. Vielleicht ist der Narr sogar das nächste Opfer geworden. Wir sind auf ein verlassenes Bauernhaus gestoßen und ich habe befohlen, dass wir hier bis zur nächsten Nacht bleiben werden. Auch wenn wir unsere Wagen absolut lichtundurchlässig verhängen können, dürften wir im Haus sicherer sein. Die die Männer hocken zusammen und haben Angst. Widerlich! Ich blicke nach draußen. Noch wenige Stunden bis zum Sonnenaufgang. Der Wind bläst unablässig und lässt die Dachschindeln klappern. Ein Teil, tief in mir, erwartet das nächste Unheil.
Tag 172 (geschrieben in Verunisch) Wenig Zeit zu schreiben … alle sind tot … Zeraton wahrscheinlich auch ... ich habe die Bestie gesehen … konnte entfliehen … sie kriegt mich nicht … führe die Kutsche mit dem Gold weiter Richtung Meer … falls jemand dieses Buch finden sollte, kann er bei Abgabe an einen Handelskontor der Ben Ator mit einer hohen Belohnung rechnen.
„Eine amüsante Lektüre“, sagte der Troll. „Sicherlich ist sie geeignet um eine Schauergeschichte zu erzählen. Doch ich suche nach einem unterhaltsameren Hintergrund.“ Der Händer wiegte den angegriffenen Einband in den Händen. „Aber Herr, dieser Einband wurde tatsächlich in der Wildnis gefunden. Der Finder schwor hoch und heilig, dass es bei den Überresten einer Dunkelelfe lag.“ „Der würde wohl alles behaupten, nicht wahr? Na, ich gebe Euch fünf Kupfermünzen dafür“, sagte der Troll und sah sich andere Pergamente an. „Wollt Ihr mich in den Ruin treiben? Allein die Kosten der Übersetzung des Textes haben mich ein kleines Vermögen gekostet. Zahlt mir fünf Silber!“ „Haha … auf keinen Fall, mein Lieber. Der Einband ist beschädigt und das hier … ist das Blut? Aber gut, ich gebe euch 8 Kupfer“, antwortete der Troll. „Vier Silber!“, forderte der Händler. „Einen!“ „Drei und ich behalte die Übersetzung!“ „Das glaubt Ihr doch selbst nicht“, sagte der Troll. „Zwei Silbermünzen und ich nehme das Buch mit Übersetzung und Ihr liefert all die anderen Waren die ich gekauft habe, in meine Herberge.“ „Abgemacht! Unter welchem Namen soll ich die Ware schicken, Herr?“ „Omar. Ich heiße Omar und bin selbst Händler*.“, antwortete der Troll, ließ eine Münze in seiner Hand aufblitzen und lächelte breit. Zuerst hatte der Händler geglaubt, es wäre eine Kupfermünze gewesen, doch die Münze die ihm der Troll gegeben hatte, war eindeutig eine Goldmünze. „Hier, aber gebt mir den Rest heraus, hört Ihr?“, sagte der Troll.
(* Insidergag - der Troll ist mein Charakter aus der Trollateralschadenrunde.)
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